- Artikel-Nr.: DL-D137-500364
Ein Porträt zweier Nachbarn
Videodatei im mp4-Format, 2008
Film, ca. 65 Min., Farbe
Auflösung: 1024 x 576 (Standard)
Video-Format: 16:9
Dateigröße: 992 MB
PDF-Version des Begleithefts
Der Film von Angelika Schlüter und Julian Isfort erzählt die Geschichte zweier ungleicher Nachbarn. Die beiden Protagonisten, Heinz Seesing und Hermann- Josef Freiherr Raitz von Frentz, leben wenige hundert Meter voneinander entfernt bei Haus Stapel in Havixbeck im Münsterland. Anhand ihrer ungefilterten Erinnerungen begleitet der Film die zwei zurück in eine Zeit, in der das Leben auf dem Land in hohem Maß von Stand und Klasse bestimmt war. Unaufdringlich, anschaulich und anrührend vermittelt das doppelte Zeitzeugenporträt die Lebenswege der beiden nahezu gleich alten Nachbarn und liefert aus ihren je eigenen Blickwinkeln Eindrücke, Erlebnisse und Geschichten, welche persönlicher und unterschiedlicher kaum sein könnten.
Als "Bühne" für diese packenden Erzählungen fungiert Schloss Stapel, jener Ort, welcher die beiden heute 80-jährigen verbindet und doch so lange getrennt hat. Vor der verträumten Kulisse des Wasserschlosses berichten sie, abwechselnd oder im Dialog und immer respektvoll dem anderen gegenüber, von vergangenen Tagen: vom Leben und Sterben auf dem Gut, von Hoffnungen, Sorgen und Enttäuschungen, von den festgelegten Geschlechter- und Standesrollen, vom Stellenwert von Erziehung und Religion und von den wechselnden Zeitläuften im „Dritten Reich“, in Kriegs- und Nachkriegszeiten.
Auf der einen Seite steht Heinz Seesing, der Sohn einer Landwirts- und Müllersfamilie, die seit vielen Generationen die gutseigene Mühle bewirtschaftete. Früh wurde er durch einen Unfall des Vaters zur Mitarbeit gezwungen. Direkt, herzlich und lebensfroh berichtet Bauer Seesing über sein Leben auf dem Gut und sein Verhältnis zur "Herrschaft". Auf der anderen Seite steht der Baron – auch er ein talentierter und sympathischer Erzähler, sehr überlegt und reflektiert – vor einem vollkommen anderen biographischen Hintergrund. In zwei verschiedene Welten geboren, erlebten beide ihre Kindheit und Jugend in grundverschiedenen gesellschaftlichen Positionen und mit ebenso ungleichen Perspektiven.Wie unterschiedlich Lebenswege sein können und wie sehr sie sich am Ende doch ähneln, zeigt der Film in einer Weise, die weit über einen nostalgischen Rückblick in die angeblich so „gute alte Zeit“ hinausgeht.
Der Film "Bauer Seesing und Herr Baron" bereichert die Reihe "Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts" des LWL-Medienzentrums um einen qualitativ hochwertigen Dokumentarfilm, der sich gleichermaßen für den Einsatz in der schulischen wie außerschulischen Bildungsarbeit und ganz besonders als Impuls für Gespräche zwischen den Generationen eignet.