- Artikel-Nr.: DL-D159-500353
Ein westfälischer Heimatfilm von 1956 und 2013
Videodatei im mp4-Format, 2014
Spielfilm, 98 Min., s/w
Auflösung: 768 x 576 (Standard)
Video-Format: 4:3
Dateigröße: 1,46 GB
PDF-Version des Begleitheftes
Ein 1956 gedrehter Heimatfilm feiert erst 57 Jahre später seine Premiere! Diese ungewöhnliche Geschichte schaffte es 2013 sogar in die „Tagesthemen“. Angefangen hatte alles bei der Herald-Film, die die Produktion eines Heimatfilms plante – ein Genre, das in den 1950er Jahren in Deutschland bekanntlich äußerst populär war. Aufgrund des geringen Budgets drehte man allerdings nicht im Schwarzwald oder in der Lüneburger Heide. Stattdessen wurden die Dörfer Klein Reken und Groß Reken im Westmünsterland als Schauplätze und ihre Einwohner als kostenlose Mitwirkende gewonnen. Als nach fünf Wochen die Dreharbeiten abgeschlossen waren und nur noch Schnitt und Synchronisierung ausstanden, ging den Filmemachern jedoch das Geld aus. Statt einer großen Premiere fand im März 1957 die Eröffnung des Konkursverfahrens gegen die Filmgesellschaft statt. Nie wieder hörte oder sah man etwas von dem Filmprojekt.
An einem Ort aber war die Erinnerung an die Dreharbeiten für „Das Dorf in der Heide“ stets wachgeblieben: Klein Reken! Nach langer Suche wurde der pensionierte Elektromeister Anton Heilken im Bundesarchiv-Filmarchiv fündig. Doch er fand keinen fertigen Film, sondern nur 10.000 Meter ungeschnittenen Negativfilm vor – ohne Ton und Drehbuch. Ließ sich aus diesem Ausgangsmaterial der Film nun fertigstellen?
Diese Herausforderung nahmen die erfahrenen Produzenten und Regisseure Michael Wiedemann, Hans-Erich Viet und André Bendocchi-Alves an. Mit Studenten der ifs, der internationalen filmschule köln, und der Hochschule für Musik Freiburg wurde das vielstündige Rohmaterial analysiert, gestrafft, in eine Reihenfolge gebracht und mit Musik und Sprache vertont. Aber es war gar nicht so einfach, jedes Geräusch nachträglich aufzunehmen. Und noch viel komplizierter erwies sich das Schreiben von passenden Dialogen – selbst professionelle Lippenleser kamen dabei zum Einsatz. Mehr als 57 Jahre nach Abschluss der Dreharbeiten wurde „Das Dorf in der Heide“ doch noch fertig.
„Gut Schlauch!“ Mit diesem Trinkspruch begrüßten die Alterskameraden der Feuerwehr Reken den Filmemacher Hans-Erich Viet. Sie hatten 1956 als Statisten bei den Dreharbeiten zu „Das Dorf in der Heide“ mitgewirkt und gaben jetzt wie viele andere Rekener bereitwillig Auskunft. Daraus wurde ein 62-minütiger Dokumentarfilm mit amüsanten und anrührenden Bildern und Stimmen aus Reken damals und heute. Auch dieses „Making-of“ findet sich auf der DVD.