- Artikel-Nr.: DL-D183-500654
Die Geschichte der Juden in Lünen
Videodatei im mp4-Format, 2016
Film ca. 76 Min., s/w und Farbe, 2016
Auflösung: 756 x 567 (Standard)
Video-Format: 4:3
Dateigröße: 1,1 GB
Bis 1933 lebten in der Stadt Lünen etwa 200 Menschen mit jüdischen Wurzeln. Nachdem Zweiten Weltkrieg war die jüdische Gemeinde in der Stadt an der Lippe ausgelöscht. Geblieben ist ein Foto aus dem Jahr 1932, das exemplarisch den tragischen Verlauf der jüdischen Geschichte fernab der nationalsozialistischen Herrschaftszentren in den Städten und Dörfern der westfälischen Provinz verdeutlicht. Die Aufnahme zeigt Schüler der jüdischen Volksschule in Lünen mit ihrem Lehrer. Die Kinder stehen weit auseinander, gut gestaffelt präsentiert jedes Kind seine eigene Individualität. Zehn Jahre später lebte von den 17 Personen auf dem Bild keine einzige mehr in Lünen und nur eine kehrte nach dem Krieg in die Stadt zurück.
Der Regisseur Michael Kupzcyk meistert bei der filmischen Umsetzung die Herausforderung, den geschichtlichen Fakten gerecht zu werden, ohne dass es historische Filmaufnahmen aus Lünen gibt. Geschickt wählt er visuelle Entsprechungen und montiert diese zu einem Stimmungsbild. Immer wieder kehrt der Film zu dem Foto der Schulklasse zurück und begibt sich auf Spurensuche nach dem Schicksal der abgebildeten Kinder. So unterschiedlich ihre Schicksale auch sind, so exemplarisch stehen sie für das Thema der Judenverfolgung und des Holocaust in ganz Deutschland. Auf diesem Foto sind sie zu sehen: Die „Juden“, die „Halbjuden“; diejenigen, welche als Pioniere nach Palästina gingen oder mit „Kindertransporten“ nach England kamen. Die Opfer der Pogromnacht, die Emigranten und die Deportierten, die Überlebenden und die Ermordeten. In diesem Bild ist beinahe alles enthalten, was es über die Geschichte der Juden in Lünen zu erzählen gibt. Das macht das Bild so besonders.
Den Film zeichnet aus, dass er die Geschichte der Juden in der Stadt Lünen an biographischen Daten namentlich bekannter Menschen aufzeigt und durch seine lokalhistorische und biographische Herangehensweise eine Brücke schlagen kann zu jedem anderen Ort in Westfalen. Was geschah hier vor Ort, an dem ich lebe, in den Jahren, bevor sich die Deportationszüge gen Osten in Bewegung setzten? Wie erlebten die jüdischen Bürger, die seit Generationen mit und neben ihren christlichen Nachbarn gelebt hatten, den schleichenden Prozess der Ausgrenzung bis hin zur physischen Vernichtung? Und wie verlief der Lebensweg derer, die dem Holocaust entkamen, nach 1945?
Das Begleitheft enthält zusätzliche biographische Informationen, didaktische Hinweise für den Einsatz des Films und Vorschläge für Aktionen mit den Schülern zu diesem Thema.