- Artikel-Nr.: T-CD-014-500260
Westfälische Heimat – Jüdische Nachbarn
Doppel-CD mit Begleitheft, 2014 (T-CD-014)
2 CDs, zusammen ca. 102 Min.
PDF-Version des Begleitheftes
Über viele Jahrhunderte haben in Westfalen Menschen christlichen und jüdischen Glaubens in den Städten und auf dem Land miteinander oder zumindest nebeneinander gelebt. Gerade im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde das westfälische Kulturleben in vielfältiger Weise durch jüdische Intellektuelle, Pädagogen, Künstler und Wissenschaftler bereichert. Die NS-Diktatur hat diesen kulturellen Reichtum jüdisch-westfälischen Lebens in wenigen Jahren brutal zerschlagen.
Die Auseinandersetzung mit der Entrechtung, Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung im „Dritten Reich“ bleibt eine der zentralen Aufgaben historischer Bildung. Eine regionalhistorische und biographische Herangehensweise kann dabei wichtige lebensweltliche Brücken schlagen. Was geschah hier vor Ort in den Jahren, bevor sich die Deportationszüge nach Osten in Bewegung setzten und die Schlote der Gaskammern zu rauchen begannen? Wie vollzogen sich die Schritte der Diskriminierung und Verfolgung fern der nationalsozialistischen Herrschaftszentren in Städten und Dörfern der westfälischen Provinz? Und wie erlebten die jüdischen Bürger, die seit Generationen mit und neben ihren christlichen Nachbarn gelebt hatten, den schleichenden Prozess der Ausgrenzung bis hin zur physischen Vernichtung?
So wichtig solche Fragen sind, so sehr sollten wir uns aber davor hüten, jüdische Geschichte in Westfalen nur aus der Perspektive der Jahre 1933 bis 1945 zu betrachten und auf den Holocaust zu reduzieren. Deshalb thematisiert dieses Hörbuch auch und gerade die Geschichte jüdischen Lebens in Westfalen vor und nach der Shoa; die Bedingungen, Phasen und Erfahrungen des Zusammenlebens von Juden und Nichtjuden von den Anfängen im Mittelalter bis in die höchst lebendige Gegenwart heutiger jüdische Gemeinden. Wenn man so will, geht es um westfälische Heimat in jüdischer Perspektive, um das Jüdische an Westfalen und das Westfälische am Judentum. Das alles wird von Autorin J. Monika Walther konsequent aus der Perspektive und mit den Worten jüdischer Personen erzählt, als eine beeindruckende und höchst anrührende O-Ton-Collage von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen – längst verstorbener ebenso wie quicklebendiger.
Mit diesem Hörbuch setzt das LWL-Medienzentrum für Westfalen die vertrauensvolle und fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten fort, die 2005 mit dem deutsch-polnisch-niederländischen Internetprojekt „Jüdisches Leben in Europa jenseits der Metropolen“ (www.juedisches-leben.net) begonnen hatte.
Auch in verschiedenen weiteren Medienproduktionen hat das LWL-Medienzentrum sich in den vergangenen Jahren der jüdisch-westfälischen Geschichte gewidmet, so 2006 mit einer Audio-CD zu Leben und Werk des Regisseurs und Autors Imo Moszkowicz, 2010 mit den beiden DVDs „Brief an eine verlorene Freundin. Biographische Zugänge zur Geschichte jüdischen Lebens in Westfalen“ und „Zwischen Hoffen und Bangen. Jüdische Schicksale im Münster der NS-Zeit“ sowie 2013 in der Filmdokumentation „Wir haben es doch erlebt – Das Ghetto von Riga“. 2010 erschien zudem ein Filmporträt über den 1917 in Höxter geborenen und 2005 in Jerusalem gestorbenen Künstler Jacob Pins, der vor allem durch seine expressiven Holzschnitte weltweit bekannt wurde. Immer wieder hat Pins seine alte ostwestfälische Heimat festgehalten, so auch in einem Ölbild mit dem schlichten Titel „Weser“, das das Cover dieses Hörbuchs ziert.